Angst

Was ist die Angst vor der Angst?

Angst vor der Angst nennt man auch Erwartungsangst. Bevor wir solch eine innere Erwartungsangst aufbauen, haben wir schon die ein oder andere Panikattacke oder eine sehr unangenehme Situation erlebt in der wir das unangenehme Gefühl von Todesangst hatten. Wir hatten Angst die Kontrolle zu verlieren und ausgeliefert zu sein.

Nach solchen Erlebnissen wächst eine Angst vor der Angst und wenn uns solch eine Attacke wieder und wieder überkommt, macht sich Unsicherheit in uns breit und unsere Angst wächst und wächst.

„Angst liegt nie in den Dingen selbst, sondern darin, wie man sie betrachtet.“ ( Anthony de Mello)

Wir möchten natürlich nicht, dass uns so etwas noch einmal passiert. Wir analysieren alles was damit zusammenhängt. Gehen die Situation/en 1.000-fach im Kopf durch und verstehen nicht wie es dazu kommen konnte.

Aber eines wissen wir, wir möchten das Gefühl des Kontrollverlustes, dieser plötzlich auftretenden Todesangst, dieses schrecklich intensive Körpergefühl von Anspannung, Herzrasen, Übelkeit, Schwindel, Zittern, Atemnot und Schwitzen nicht noch einmal erleben. Wir möchten uns nicht mehr ausgeliefert fühlen. Haben große Furcht davor all das noch einmal durchmachen zu müssen.

Wir versuchen diese Situationen, den Auslöser der Angstattacke zu vermeiden. Wir ziehen uns immer mehr und mehr zurück. Reduzieren Kontakte und Aktivitäten, erfinden Ausreden um diesen Situationen aus dem Weg zu gehen. Die Angst, wieder einen Kontrollverlust zu erleben, ist zu groß.

Beispiel: Jemand bekommt eine Panik-/Angstattacke während der U-Bahnfahrt. Er fühlt sich der Situation ausgeliefert, kann nicht „fliehen“. Wenn diesem Menschen das noch einmal passiert, wird er in Zukunft vermeiden mit der U-Bahn oder Ähnlichem zu fahren. Zu groß ist die Angst davor, solch ein Szenario noch einmal erleben zu müssen. Der Mensch entwickelt eine Angst vor der Angst und geht in ein Vermeidungsverhalten.

Manchmal jedoch können wir solch angstauslösende Situationen nicht vermeiden. Genau dann nicht, wenn wir die Attacke im Büro bekommen haben. Wir starten unser Gedankenkarussell. „Was wenn das wieder passiert?“ Wir verfallen der Erwartungsangst und am Abend zuvor bekommen wir ein beklemmendes Gefühl. Wir sind angespannt und wir werden nervös, finden in der Nacht kaum Schlaf. Geben wir unseren Angstgefühlen nach, gehen wir in die Vermeidung und lassen uns erst einmal krankschreiben.

Je länger wir in diesem TeufelskreislaufAngst vor der Angst – feststecken um so mehr verlieren wir unser Vertrauen in unsere eigenen Stärken. Unser „Bewegungsradius“ schränkt sich ein aus Angst vor der nächsten Angstattacke. Dadurch verlieren wir unsere Spontanität und Lebensfreude.

Gründe dafür gibt es viele. Erlebte Traumata, Perfektionismus, Druck in der Familie oder Arbeit, Drogen, Krankheit usw.

„Setze dich deiner tiefsten Angst aus. Danach hat die Angst keine Macht mehr über dich und die Angst vor Freiheit schrumpft und verschwindet.“ (Jim Morrison)

Angst beginnt in unserem Kopf mit unseren Gedanken, mit unseren Bewertungen auf Empfindungen und Situation. Wir schieben einen Kreislauf an, welcher einer tiefliegenden Ursache zu Grunde liegt.

Auch wenn du das Gefühl hast, aus diesem Kreislauf nicht mehr heraus zu kommen, kann ich aber sagen, dass, du den Kreislauf auch wieder stoppen kannst. Denn mit jeder überstandenen Angstsituation wird deine Angst nachlassen. Stück für Stück!

Warum reagiert mein Körper mit all den körperlichen Symptomen bei einer Panik-/Angstattacke?

Wir leben in Zeiten von Langzeitstress. Andauernd erleben wir belastende und stressige Situation die unser emotionales Gleichgewicht aus dem Gleichgewicht schmeißen. Erleben wir zu viel solcher belastenden Situationen, können wir diese irgendwann nicht mehr kompensieren. Wir werden krank, depressiv etc. oder erleben eine Angst-/Panikattacke in einer vermeintlich harmlosen Situation. Diese kann dann zu einer Angststörung führen, welche unser Leben fortan bestimmt. Wir empfinden diese Situation – die U-Bahnfahrt zum Beispiel – auf einmal bedrohlich. Unser Körper schaltet automatisch auf den Flucht-, Kampf-, Angstmodus. Stresshormone werden ausgeschüttet.

Wenn wir in diesen Kampf- Fluchtmodus gelangen, werden Mechanismen in uns ganz automatisch freigesetzt. Der Sympathikus, ein Teil unseres vegetativen Nervensystems, wird aktiviert. Er bringt bestimmte Körperfunktionen zu einer erhöhten Bereitschaft und sorgt dadurch für Leistungssteigerung. Der Sympathikus wird in Stress- und Notfallsituationen aktiviert. Diese Mechanismen bereiten uns für den Kampf bzw. die Flucht vor. All diese körperlichen Symptome werden durch die Aktivierung unseres Sympathikus ganz plötzlich in Gang gesetzt. Wir fühlen uns diesen, plötzlich auftretenden körperlichen Veränderungen, ausgeliefert. Unser Herz fängt an zu rasen, um mehr Blut in unsere Muskeln jagen zu können, wir aber haben das Gefühl einen Herzinfarkt zu erleben. Uns wird übel, wir spüren eine Enge in der Brust, wir zittern, unser Magen und Darm melden sich, uns wird schwindelig, wir hören ein Rauschen im Ohr, unser Sehvermögen verändert sich, wir fangen an zu schwitzen und bekommen Atemnot.

Dieser körperliche Prozess bringt unseren Körper in Alarmbereitschaft um besser kämpfen oder flüchten zu können. Er unterstützt uns so dabei zu überleben! All das sind ganz natürliche körperliche Veränderungen, die aktiviert werden, wenn zu viele verborgene Ängste, zu viel sozialer Druck, zu viele Belastungen oder eine Notfallsituation uns in ein Gefühl von Stress bringen. Unser Geist denkt er muss sich für den Kampf oder die Flucht bereit machen und aktiviert das sympathische Nervensystem (den Sympathikus). Wir haben aber das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren und denken, dass wir jeden Moment umfallen. Aber das Gegenteil ist der Fall.

Die Angst und der Stress

Das ständige Ablehnen unserer Emotionen ist einer der Hauptgründe für Angst!

Wenn mir ein Mensch erzählt, dass er gestresst ist, dass er Stress hat, frage ich ihn wovor er Angst hat. Diese Frage ist für mein Gegenüber oft verwirrend und meistens kommt die Antwort, dass er keine Angst hat – „nur“ Stress. Er verknüpft „Angst haben“ mit spezifischen Ängsten und extremen Reaktionen, wie z.B. Angst vor Tieren, HöhenangstPrüfungsangstFlugangst usw..

Aber warum frage ich bei Stress nach Angst?

Angst und Stress sind unmittelbar miteinander verknüpft. Sie stehen in einer Korrelation zueinander. Du kannst Angst nicht ohne Stress haben und Stress nicht ohne Angst. Angst verursacht immer Stress! Mit dem Stress kommt die Angst!

Wenn wir im Stress leben, haben wir in den meisten Fällen Angst den Anforderungen unseres Lebens nicht zu genügen – nicht gut genug zu sein.

Wir sind gefangen in unseren Ängsten:
  • Als Mutter, Vater, Kind, Partner/in, Freund/in, Mitarbeiter/in nicht genug zu geben.
  • Nicht liebenswert, schön, intelligent und wertvoll zu sein.
  • Nicht genügend Statussymbole zu erwirtschaften….
  • Nicht genug gewertschätzt und kritisiert, abgewertet zu werden…..u.v.m.
Mit welchem Druck lebst du? Was sind deine Ängste? Was sind deine Stressauslöser?

Bezeichnest du dich als Perfektionist/in? Hat dich die Angst, nicht genug zu leisten, Fehler zu machen, zu versagen, fest im Griff? Befindest dich in diesem Teufelskreislauf aus dem du alleine nur schwer herausfinden kannst? Wenn ja, lebst du sicherlich in dieser Dauerschleife geprägt durch Stress und Angst und neigst dazu dich permanent zu überfordern.

Wenn du erkannt hast, dass du in diesem Kreislauf gefangen bist hast du den ersten Schritt getan. Im zweite Schritt musst du dir klar machen, das dein übergroßer Anspruch an dich selbst aus deinem Inneren kommt und nicht durch deine Umwelt gestaltet wird. Nur durch deine eigenen Gedanken kreierst du ein „Kopfkino“ und dieses Kino lässt dich nicht mehr los, lässt deine Gedanken immer wieder um die selben Sachen kreisen. Diese selbst kreierten Gedanken werden schlussendlich zu deiner ganz eigenen Wahrheit / Wirklichkeit. Geschürt wird dies durch deine ganz eigene Sichtweise auf die Dinge, wie du Dinge bewertest, wie du urteilst, durch deine Glaubenssätze, was du denkst und fühlst.

Mehr dazu findest du unter dem link: Stress

Der dritte Schritt ist, durch eine Therapie oder Coaching deine Sichtweise, deinen Blickpunkt, deine stressauslösenden GedankenEmotionen und Verhaltensweisen zu hinterfragen und zu verändern. Du fragst dich: “Ist das wirklich so?“ Du lernst durch Selbstbeobachtung dein Bewusstsein zu steuern. Dadurch hast du die Möglichkeit wieder innerlich zur Ruhe zu kommen, selbstsicherer zu werden und dein Selbstbewusstsein zu stärken. Dadurch hast wieder Zugang zu mehr Leichtigkeit, Gelassenheit und Entspannung. Die Qualität deines Lebens nimmt dadurch wieder zu.

Frage dich: bin ich bereit meine einschränkenden Glaubenssätze, Emotionen, Verhaltensweisen, Sichtweisen, Urteile, Beurteilungen zu hinterfragen und aufzulösen?